Unsichtbare Gefahr in der Dusche

Wenn die Bedingungen stimmen, können sich Legionellen in den Wasserleitungen ausbreiten. Mit einigen Maßnahmen und intelligenter Technik lässt sich vorbeugen.

 

 

In geringer Zahl sind sie harmlos. Befeuern optimale Bedingungen jedoch ihre Vermehrung, droht insbesondere älteren und anfälligen Menschen die Legionärskrankheit, die sich im schlimmsten Fall zur schweren Lungenentzündung entwickelt. „Legionellen brauchen die richtigen Temperaturen im Bereich zwischen 25 und 50 Grad Celsius, um zu gedeihen. Biofilme, die sich besonders gut auf nährstoffreichen Werkstoffen wie Gummi ansiedeln können, begünstigen das Wachstum“, erklärt Ole Braukmann, Sprecher von Hamburg Wasser. Steht das Wasser zusätzlich längere Zeit in den Leitungen, statt zu fließen, breiten sich die Bakterien rege aus. Im kälteren Trinkwasser hingegen vermehren sich Legionellen nicht.


Infektion über Wasserdampf

Kritisch wird es vor allem, wenn die Bakterien sich über feine Wassertröpfchen, sogenannte Aerosole, in der Luft verteilen. „Wer legionellenhaltiges Wasser trinkt, infiziert sich nicht, ein Risiko besteht erst, wenn Legionellen etwa beim Duschen eingeatmet werden“, so Braukmann. Überall dort, wo Wasserdampf entsteht, also vor allem über Klimaanlagen, Luftbefeuchter oder Whirlpools, wird die Übertragung befördert.

 

Kontrolle ist Pflicht

„Eigentümer von Mietshäusern mit mehr als zwei Wohneinheiten und einem über 400 Liter fassenden Wassertankmüssen mindestens alle drei Jahre eine Untersuchung auf Legionellen veranlassen“, erklärt Braukmann. Hierfür ist ein akkreditiertes Labor zu beauftragen. In öffentlichen Gebäuden besteht diese Pflicht jährlich. Bei einer auffälligen Ausbreitung der Erreger (mehr als 100 Legionellen auf 100 Milliliter) muss das zuständige Gesundheitsamt informiert und eine Gefährdungsanalyse durchgeführt werden. Diese empfiehlt zur Ertüchtigung des Warmwassersystems bauliche und betriebliche Maßnahmen. Der Erfolg muss durch eine Laboruntersuchung belegt werden. Alle Ergebnisse sind zu dokumentieren und zehn Jahre aufzubewahren.

 

Besser vorbeugen

„Mit einigen Vorkehrungen lässt sich dem Risiko einer Infektion allerdings vorbeugen“, berichtet Silke Rehlaender vom Dienstleister Techem. Werden der Wasserhahn und die Dusche wochenlang nicht angerührt, sollte man vor der ersten Nutzung die Wasserhähne und Duschköpfe heiß durchspülen. „Dabei lüften und den Raum verlassen“, betont Rehlaender. Die Betreiber sollten die Warmwasseranlage grundsätzlich in einem Temperaturbereich von 60 Grad fahren, die Bewohner wiederum die Wasserhähne und den Duschkopf regelmäßig reinigen und entkalken, um den Bakterien den Nährboden zu entziehen.

 

Intelligente Helfer

Smarte Technik hilft ebenfalls im Kampf gegen die Gefahr in der Wasserleitung. Das Regelsystem PAUL der Firma Actaqua etwa soll den Energieverbrauch senken und sorgt dafür, dass die Bakterien keine Chance haben. „Deutschlandweit sind bereits 100.000 Wohneinheiten an unser System angebunden“, berichtet Firmengründer Maiko Dufner. Hier regeln jetztdigitale Komponenten, die mit einer zentralen intelligenten Steuereinheit vernetzt sind, Temperatur und Bewegungen in den Wasserleitungen. Spülungen tragen zudem Ablagerungen ab. Die individuellen Anlagedaten werden dafür laufend überprüft und dokumentiert.

 

 

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