Aufzug nachrüsten

Mit schweren Einkäufen, dem Kinderwagen und im Alter – Treppen können beschwerlich oder sogar eine unüberwindbare Hürde sein. Ein Fahrstuhl hilft und lässt sich fast immer nachrüsten.

 

 

Wohnen im Altbau ist charmant, selbst wenn man vielleicht auf die eine oder andere Annehmlichkeit verzichten muss – dazu gehört oft auch ein Fahrstuhl. „Immer mehr Eigentümergemeinschaften entschließen sich aber, nachträglich einen Aufzug einbauen zu lassen“, weiß Marcello Pantke, Geschäftsführer beim Hamburger Unternehmen Lutz Aufzüge. Schließlich mache er das Leben in den oberen Etagen nicht nur bequemer und im Alter manchmal überhaupt erst möglich, sondern steigere obendrein den Wert der Immobilie.

 

Baugenehmigung einholen

Beim Einbau gilt es, baurechtliche Regeln zu beachten. „Eine Baugenehmigung inklusive statischem Gutachten ist immer notwendig, wenn im Mehrfamilienhaus ein Aufzug nachgerüstet wird“, erklärt Pantke. Schließlich bedeuten die Bauarbeiten einen Eingriff in die Statik des Gebäudes. In der Regel reiche jedoch ein vereinfachter Bauantrag aus.

 

Kreative Lösungen

Die historischen Treppenhäuser von Jungendstil- und Gründerzeitbauten warten gewöhnlich mit einem großzügigen Treppenauge auf, welches genügend Raum für den Aufzugsschacht bietet. „Das ist meist die erste und günstigste Wahl für den Einbau“, betont Dirk Peter von der Hamburger Firma Unica Aufzüge. Ebenfalls denkbar: Einen Schacht hinter der Treppe anzulegen, wobei allerdings Räume der angrenzenden Wohnungen benötigt werden. „Auch das haben wir bereits gemacht, dabei verlieren die Eigentümer natürlich Wohnfläche“, räumt Peter ein. Grundsätzlich finde sich aber immer eine Lösung, für ein Hotel habe er sogar schon eine Kabine von lediglich 60 mal 80 Zentimetern geplant. Und bei einem sehr breiten Treppenlauf ließe sich der Fahrstuhl unter Umständen auf einem Zwischenpodest einrichten.

 

Außen ansetzen

Wenn das Treppenhaus partout nicht genügend Raum hergibt, bleibt immer noch die Möglichkeit, an die Außenwand auszuweichen. „Das ist allerdings weit aufwendiger und verändert die Optik des Gebäudes“, sagt Pantke. Für jedes Stockwerk muss dann die Fassade durchbrochen und darauf geachtet werden, dass keine Wärmebrücken entstehen. Bei einem externen Lift aus Glas ist eine Wärmeschutzverglasung nötig, für die Stahlvariante eine spezielle Dämmung. All das geht ins Geld. „Dazu lässt sich die Außenkonstruktion kaum barrierefrei umsetzen“, ergänzt Pantke.

 

Per Hydraulik oder Seil

Die Wahl der passenden Technik ist ebenfalls entscheidend. Ob per Seil, Hydraulik oder mit Direktantrieb – je nach den Gegebenheiten vor Ort kommt eine andere Alternative infrage. „Für kleine Systeme bis zu vier Haltestellen kann sich ein Hydraulikantrieb eignen“, sagt Peter. Hier drücken Hydraulikkolben am Boden des Schachts den Lift nach oben. Gibt es mehr Stockwerke, passt meist besser ein Seilaufzug, dessen Tragseile ein Motor über dem Schacht bewegt. „Bei hydraulischen Anlagen befindet sich der Antrieb im Keller, entsprechend weniger Geräusche kommen in den Wohnungen an“, erklärt Pantke. Der Seilaufzug wiederum sei schneller, was vor allem zählt, wenn es weit in die Höhe geht. Der Direktantrieb, der eher in Einfamilienhäusern eingesetzt wird, braucht keinen Maschinenraum und ist sehr günstig, jedoch auch sehr laut, langsam und die Materialqualität entspricht oft dem geringen Preis

 

Kleiner ist teurer

Kleiner kostet keinesfalls weniger. Im Gegenteil. „Kleine Aufzüge sind oft ausgeklügelte Sonderanfertigungen und damit teurer als größere Standardmodelle“, sagt Peter. Darüber hinaus hänge der Preis von der Antriebstechnik, Förderhöhe, Tragkraft, Kabinengröße und der Zahl der Haltepunkte ab. „Der Komplettpreis für einen Seilaufzug für fünf Haltestellen startet etwa bei 150.000 Euro, für drei Haltestellen bei 110.000 Euro“, so Peter. Je nach Ausführung können die Kosten aber auch weit höher liegen. Hinzu kommen später noch die laufenden Ausgaben für die Wartung, die um 1.000 Euro im Jahr betragen, für das Komplettpaket inklusive Reparatur und verlängerter Garantie sind es jährlich 2.000 bis 3.000 Euro.

 

 

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