Natur aufs Dach

Begrünte Dächer verbessern nicht nur das Stadtklima, sondern auch die Dämmung des Hauses und steigern den Ertrag der Photovoltaik-Anlage. Worauf es ankommt.

 

 

In dicht bebauten Metropolen zählt jeder Quadratmeter Grün. Platz dafür lässt der boomende Wohnungsbau vor allem auf den Dächern und an den Fassaden. Vor gut acht Jahren hat die Stadt Hamburg ihre Gründachstrategie gestartet, die die Natur auf die Dächer der Hansestadt bringen soll. „Bei größeren Neubauprojekten gehört die Dachbepflanzung inzwischen einfach dazu, im Bestand gibt es aber noch jede Menge Potenzial“, resümiert Sebastian Hildebrandt, Inhaber des Hamburger Garten- und Landschaftsbauunternehmens Klaus Hildebrandt GmbH.

 

Bündel von Vorteilen

Gute Gründe, das Dach zu begrünen, finden sich reichlich: „Die Pflanzen fördern die Biodiversität, reduzieren Feinstaub, dienen als Wasserspeicher und entlasten so das Kanalsystem“, schildert Hildebrandt. Sie kühlen die Luft ab und schaffen ein besseres Klima in der Umgebung. Obendrein optimiert die zusätzliche Pflanzenschicht den Schallschutz sowie die Dämmung des Hauses und schützt die Dachabdichtung.

 

Gute Kombination

„Wer die Dachbepflanzung mit einer Photovoltaik-Anlage kombiniert, steigert auch den Sonnenertrag“, weiß Hildebrandt. Das Grün senkt die Umgebungstemperatur der PV-Module, so heizen sich diese weniger auf und können ihre Produktivität um drei bis fünf Prozent ausbauen. Die PV-Anlage benötigt zudem eine Unterkonstruktion, die auf dem Dach zu sichern ist. „Die Begrünung kann als Auflast für diesen Unterbau dienen, was eine unkomplizierte Verlegung auf der Abdichtungsoberlage ermöglicht, ohne dass die Unterkonstruktion in der Dachhaut verankert werden muss.“

 

Intensiv oder extensiv?

Bei der extensiven Dachbegrünung ist die Substratschicht dünn gehalten. Hier wachsen dann niedrigen Pflanzen, die mit wenig Wasser und wenig Nährstoffen auskommen, wie etwa Sedum, Fetthenne, Steinbrech, Kräuter und robuste Gräser. „Die Kosten liegen etwa zwischen 30 und 60 Euro pro Quadratmeter“, berichtet Hildebrandt. Für die spätere Pflege könne man etwa 1 bis 3 Euro pro Quadratmeter und Jahr kalkulieren.

Aufwendiger ist die intensive Begrünung, die einem Dachgarten gleichkommt. Dafür ist ein höherer Bodenaufbau nötig. „Hier gedeihen dann auch Rasen, Stauden und sogar Bäume“, so Hildebrandt. Das üppige Grün muss allerdings regelmäßiger gepflegt werden und benötigt ein Bewässerungssystem. „Die Ausgaben für die intensive Begrünung liegen im Schnitt zwischen 200 und 500 Euro.“ Die laufende Pflege ist je nach Umfang und Gestaltung der Bepflanzung ebenfalls teurer für die extensive Flora.

 

Im Bestand begrünen

Es ist zwar am einfachsten, das Gründach gleich beim Neubau mit einzuplanen, es lässt sich aber oft ebenso im Bestand nachrüsten. Dabei muss allerdings die Statik die zusätzliche Traglast zulassen. „Eine extensive Begrünung kommt etwa auf 60 bis 120 Kilo pro Quadratmeter, bei der intensiven Variante ist man schnell bei 500 Kilo und erreicht manchmal sogar 1.000 Kilo pro Quadratmeter“, legt Hildebrandt dar. So scheitert diese Möglichkeit bei älteren Bauten dann schon mal an der zu hohen Last.

Für das intensive Grün ist ein Flachdach ideal, um Wasser für die Pflanzen zu speichern. Bei der extensiven Alternative hingegen ist eine leichte Neigung von mindestens ein bis zwei Grad für die Entwässerung notwendig. „Dächer bis 30 Grad können noch sinnvoll begrünt werden“, so Hildebrandt.

 

Großzügige Förderung

Derzeit unterstützt die Stadt Hamburg über die Förderbank IFB Hamburg die freiwillige Dachbegrünung ab einer Fläche von 20 Quadratmetern und ab 8 bzw. 12 cm Zentimeter Substratschicht (maximaler Zuschuss 100.000 Euro pro Gebäude).

Für selbstgenutztes Wohneigentum beträgt der Zuschuss 40 Prozent der förderfähigen Kosten. Für alle anderen Gebäude gibt es als Sockelbetrag 10 Euro/ qm Nettovegetationsfläche plus 1 Euro/ qm pro Zentimeter Substratdicke (bis max. 20 cm; für jeden weiteren Zentimeter dann 2 Euro/ qm bis max. 50 cm Substratdicke). Zudem werden 50 Prozent der Fertigstellungspflege übernommen. Weitere Zuschläge sind möglich. Wichtig: Die Förderung muss beantragt und bewilligt werden, bevor das Vorhaben beauftragt wird.

Weitere Infos: www.ifbhh.de/foerderprogramm/hamburger-gruendachfoerderung

 

 

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